Am letzten Tag des vergangenen Jahres trafen sich zum traditionellen Silvesterkonzert wieder zwei hervorragende „Klangkörper“: Die Kammerphilharmonie aus Bad Nauheim und die Markuskirche in Butzbach. Das akustische Auflösungsvermögen dieser Hallenkirche ist bemerkenswert. So wurde das filigrane Spiel der Harfe, gespielt von der australischen Harfenistin Lusianne Brady, vom Raum der Kirche wunderbar zart betont.
Am anderen Ende des Tonspektrums liegt das Kontrafagott. Baulich ist es ein auf das Doppelte verlängerte Fagott und das Holzblasinstrument mit der tiefsten Tonlage. In der Musikliteratur ist es eher selten zu finden. An diesem Abend wurde die Suite für Orchester „Ma Mère l’Oye“ (Mutter Gans) von Maurice Ravel (1875 – 1937) gespielt, eine Fantasie in fünf Sätzen zu bekannten Märchen. Im vierten Satz, inspiriert von dem französischen Volksmärchen „Die Schöne und das Biest“, repräsentierte das Kontrafagott das Biest. Da erfüllte die Markuskirche ein grummelnder, bodentiefer Bass.
Krauses Co-Leiterin Karin Hendel, ebenfalls seit 1999 Konzertmeisterin und Gründungsmitglied der Bad Nauheimer Philharmoniker, beeindruckte bei der „Romanze für Violine und Orchester“ des französischen Komponisten Camille Saint-Saëns (1835 – 1931), den man durch die Suite „Karneval der Tiere“ kennt, mit ihrem vollkommenen Violinen-Solo. Schon seit 1984 gehört Hendel auch zum HR-Sinfonieorchester in Frankfurt. Sie hat Dirigieren studiert und nahm an Meisterkursen etablierter Dirigenten teil.
Aus „Hoffmanns Erzählungen“ sang Irina Prodan aus der Ukraine die Sopranrolle der berühmten „Barcarole“. Den Mezzosopran dieses Duetts übernahm jedoch das Akkordeon von Gastmusiker Vassily Dück. Das gab dem eingängigen Stück von Jacques Offenbach (1819 – 1880) eine neue und besondere Note.
„Vive la France“ war das Motto des Abends im Gedenken an die Olympischen Spiele im Sommer und die Wiedereröffnung von Notre Dame am 7. Dezember. Der „Ausnahme-Akkordeonist Vassily Dück“, so Krause, suchte sich dafür die „Herbstliche Nostalgie“ des Franzosen André Astier (1923 – 1994) aus. Mit seinem Spiel in Verbindung mit der Akustik der Markuskirche fühlte man sich unter die Brücken von Paris versetzt. „Das war die Absicht!“, so Dück zu unserem Berichterstatter.
Zur Freude des Publikums verabschiedete sich die Kammerphilharmonie mit einer Zugabe, die „zufälligerweise“ vorbereitet war. Möglich wurde das Konzert durch die Beteiligung der Stadt und der Volksbank Butzbach.
Vorstehende Presseveröffentlichung wurde freundlicherweise von Rüdiger Fanslau bereitgestellt.