Die Mitglieder und Gäste des Freundeskreises für Kirchenmusik hörten am Sonntag in der Markuskirche ein sehr besonderes Konzert. Eingeladen wurde dazu öffentlich, entsprechend groß war das Interesse, diese Gelegenheit wahrzunehmen. Musikinteressierte konnten durch den direkten Vergleich der Orgel auf der Empore und der im nördlichen Seitenschiff ein spannendes Hörerlebnis bekommen – und das gratis.

Schon das Programm allein war spannend und außergewöhnlich für „Kirchenmusik“. Denn als Gastorganisten hatte der Butzbacher Freundeskreis den Professor für Improvisation und Liturgisches Orgelspiel, Hans-Jürgen Kaiser, eingeladen. Bis 2024 war Kaiser 35 Jahre Organist am Hohen Dom zu Fulda und seit 1990 Lehrbeauftragter an der Uni Mainz. An diesem Abend improvisierte er drei Suiten sowie eine Introduktion und Passacaglia über ein eigenes Thema und Kompositionen von Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) und Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809 – 1847).
Improvisationen auf einer Kirchenorgel? Zumindest für den Berichterstatter der BZ war es an diesem Abend das erste Mal, so etwas hören zu dürfen. Kaisers Spiel auf der Barock-Orgel von 1614 auf der Empore, die auf einem früheren Orgelbau aus der Spätrenaissance (1520 – 1600) aufbaut und 1990 von dem Schweizer Orgelbauer Metzler gründlich überarbeitet und erweitert wurde, brachte eine selten zu hörende Feingliedrigkeit und Virtuosität des Orgelspiels zu Gehör – im Gegensatz zu der oft imposanten und raumfüllenden Kirchenmusik, insbesondere bei der von Bach.

Dann, auf der im nördlichen Seitenschiff stehenden Orgel von Förster & Nicolaus aus Lich mit romantischer Tonlage, improvisierte Kaiser „Suite modern“. Jetzt war der Klang geradezu gewaltig und tiefgründig.
Das Improvisationskonzert war also eine Bereicherung für jeden, der meint, Orgelmusik sei nichts Neues für ihn. Mitnichten bedeutet „Improvisation die Kunst, Unvermögen geschickt zu verbergen“, wie Kaiser scherzhafterweise in seiner Einführung bemerkte – er bereitet sich auf das Konzert intensiv vor, indem er sich viel Zeit nahm, die Besonderheiten der beiden Orgeln kennen zu lernen, um sie optimal für sein Spiel einzusetzen.
Vorstehende Presseveröffentlichung wurde freundlicherweise vom Autor Rüdiger Fanslau bereitgestellt.